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Donnerstag, 21. Oktober 2010

Niagara-Fälle? Ach was...

Eigentlich wollten wir ja noch zu den Niagara Fällen. Und von New Haven aus ging es auch erst einmal in diese Richtung. Nachdem wir uns aber mit dem nächsten Stapel Karten, Tour- und Campbooks eingedeckt hatten und einige Minuten Diskussion, inklusive hin- und herüberlegen hinter uns lagen, schlugen wir doch eine andere Richtung ein.

Denn wir wollten noch die Küste von Maine sehen. Und da das gerade gegensätzliche Richtungen waren und die Niagara-Fälle eine reine Touristen-Attraktion sind, was uns jetzt nicht so zusagte, fiel die Entscheidung auf Maine. So machten wir uns auf den Weg zum Acadia National Park. Dies ist einer der wenigen National Parks an der Ostküste der Vereinigten Staaten und er liegt auf mehreren Inseln vor der zerklüfteten Atlantikküste von Maine.

Unser Ziel erreichten wir nach 7 Stunden und 420 Meilen Fahrt bei schönstem Sonnenschein erst nach Einbruch der Dunkelheit. Da wir vom Park nichts mehr sehen konnten, verkürzte sich der Abend auf Essen kochen und Schlafen gehen.

Der erste Tag im Park gestaltete sich etwas düsterer als erwartet. Es war bewölkt und die Wolken hingen ziemlich tief. Dennoch machten wir uns auf, den höchsten Punkt der US Atlantikküste zu erklettern: den 1530 Fuß (466 m) hohen Cadillac Mountain. Vom Campground aus führte der 4,2 Meilen lange "Cadillac Mountain South Ridge Trail" bis zum Gipfel hinauf. Zunächst ging es durch Mischwald langsam den Hügel hinauf, wobei man trotz Wolken noch tolle Farben neben dem Weg und in der Ferne sehen konnte. Allerdings waren vom ersten Aussichtspunkt auch schon Gipfel zu sehen, die in weißen Schleiern verschwanden.



Als wir uns dem Gipfel weiter näherten wurden auch wir langsam vom Nebel umgeben. Die Vegetation wechselte passender Weise auch mehr ins trübsinnige mit niedrigen Nadelbäumen und Büschen. Farben waren da auch schon kaum mehr zu erkennen. Nach einigen weiteren Höhenmetern waren wir dann so tief in den Wolken, dass wir weder nach oben, noch nach unten irgendetwas sehen konnten. Das Weiteste waren die Bäume und Felsen im Umkreis von etwa 30 Metern, alles Andere verschwand in den umher wabernden Nebelschwaden. Davon ließen wir uns aber nicht abhalten, bis zum Gipfel zu marschieren, man hätte ja einen Blick über die Wolkenschicht bekommen können.


War aber nicht der Fall. Das einzige, das sich änderte am Gipfel, war der Wind. Zu den nicht all zu hohen Temperaturen gesellte sich da oben noch eine steife Brise. Und ansehen konnten wir nur den Granitfelsen, der die Spitze des Berges bildete. Nach einer kurzen Runde über den fast menschenleeren Gipfelweg, machten wir uns auf den Rückweg. Da man aber auch mit dem Auto bis zum Gipfel fahren konnte, hofften wir auf besseres Wetter für den nächsten Tag, um doch noch den Ausblick über Küste von Maine genießen zu können.

Den Rückweg wollten wir dann noch etwas ausweiten. Zum Einen konnten wir so den gleichen Weg vermeiden und zum Anderen muss man ja irgendwie auf seine 10 Meilen Tour kommen ;)

Aus diesem Grunde nahmen wir den rechten Weg an der ersten Kreuzung. Zwar war da kein Trail an dem Wegweiser gekennzeichnet, aber laut unserer Karte sollte da noch ein Weg hinunter führen. Und zudem waren einige Steinhaufen zu erkennen, die dort häufiger als Wegmarkierung dienten. Also ging es an den Abstieg und schon bald zeigte sich mal wieder: "Der rechte Weg ist immer der Linke." Denn außer blauen Strichen an Bäumen und auf Felsen blieb uns keine weitere Orientierungsmöglichkeit. Der "Weg" war auch größtenteils nicht als solcher zu erkennen. Vor allem als es eine schräge Felswand parallel zum Berg entlang ging. Links ein 200-Meter-Abgrund, der zum Glück durch die Wolken nur kurzzeitig zu erkennen war und nach oben hin ebenfalls Felswand bis in die Wolken hinein.


Besser wurde es dann noch, als es eine solche schräge Wand auch noch hinunter ging. Die feuchte Luft und Quellen, sowie Laub führten zu einigen Stellen, die nur halb rutschend zu überwinden waren. An einen Rückweg war da schon nicht mehr zu denken. Wir mussten also bis ins Tal. Und der Weg führte wirklich gerade den Abhang hinunter. Hatte natürlich auch einen Vorteil: Man brauchte keine Schilder aufstellen zum Thema "Stay on Trail, do not use shortcuts!" Derartige Abkürzungen waren gar nicht mehr möglich...

Auf dem Weg ins Tal mussten wir dann auch noch ein Geröllfeld hinter uns bringen. Dabei waren Stellen zu überwinden, die man nur hinabklettern konnte. Dabei natürlich immer Ausschau haltend nach dem nächsten blauen Strich, um nicht in die falsche Richtung zu marschieren.
Allerdings wurden wir zum Ausgleich mit kurzen Ausblicken auf ein bunt gefärbtes Tal mit Fluss und See belohnt, welche von Zeit zu Zeit aus dem Wolkenbrei auftauchten.

Unten angekommen, fanden wir auch noch ein Schild mit der Aufschrift "Cadillac Mt. West Face Trail". Er hatte also immerhin noch einen Namen und war in einer Richtung ausgeschildert. Ich nehme an, dass man von unten kommend eher noch umdrehen kann und die Meisten vor dem ersten Anstieg schon zurückschrecken. Nun ja, wir haben ihn hinter uns gebracht und nun lag noch eine gemütliche Wanderung an zwei Seen entlang vor uns. Auch da konnten wir noch ein paar hübsche Bilder machen.



Interessant wurde es erst, als wir vom Jordan Pond abbogen und durch den Wald zurück zum Campground mussten. Da lagen noch etwa 3 Meilen vor uns und es fing an zu tropfen. Was noch nicht so schlimm war, den wir hatten ja die Regenausrüstung mitgenommen. Also legten wir die komplette Montur an, in der Hoffnung, dass es dann sicherlich aufhören würde zu Regnen.


Aber nix da, es fing immer mehr an zu tropfen und wir waren grad am nächsten Trailhead. Das Schild zeigte uns 1,4 Meilen Wanderweg durch den Wald bis zur nächsten Straße an, die uns dann zum Campground führen sollte. Dazu kam, dass es hier auch schon sehr zeitig dunkel wird. Sonnenuntergang ist etwa halb sechs und Dunkelheit herrscht eine Stunde später. Wir hatten es grad halb sechs und wie gesagt noch einiges vor uns.

Wie konnte es auch anders sein, der "Weg" war wieder eher ein Trampelpfad und die Richtung des selben ließ sich nur anhand von blauen Markierungen fest machen. Bei einbrechender Dunkelheit ging es also über Steine, Wurzeln, Pfützen und Schlamm tiefer in den Wald hinein. Der Regen hatte indessen aber nicht etwa aufgehört, sondern erst richtig angefangen.

Nach einer halben Stunde wurde es so Dunkel, dass wir mehrmals anhalten mussten, um nach der nächsten blauen Markierung Ausschau zu halten. Das Farbsehen wurde aber auch immer schlechter...

Dazu kam noch, dass der Weg weitestgehend an einem größeren Bach entlang führte und diesen auch mehrmals kreuzte. Dabei natürlich nicht etwa über eine Brücke, oder auch nur ein drüber gelegtes Brett. Nein, man musste entweder von Stein zu Stein springen, oder sich einen umgestürzten Baum suchen und auf diesem entlang balancieren. Ron hatte mit der Querung eines etwa 3 Meter langen, 12 cm breiten, glitschigen Baumstammes auch noch ein echtes Erfolgserlebnis für diesen Abend.

Nachdem wir beide noch in ein etwa knöcheltiefes Schlammloch getreten waren und mittlerweile fast blind durch den Wald stolperten, tauchten vor uns Scheinwerfer auf. Ein Auto! Nach endlosen 45 Minuten war die feste Straße in Reichweite gekommen. Ron's Hose war mittlerweile fast völlig nass, unsere Schuhe waren schlammig und von Wasser getränkt und mein Rucksack hat den Regen auch nicht trocken überstanden. Zum Glück war nix wichtiges drin und zum Glück hatte ich meine Regenhose mitgenommen. So blieb ich zumindest weitgehend trocken. Aber jetzt weiß ich wenigsten, wofür man wasserdichte Reißverschlüsse an einer Jacke braucht. Die haben nämlich nicht das ganze Wasser abhalten können...

Den Rest des Weges konnten wir dann auf der Straße zurücklegen, wobei diese so sehr mir Wasser bedeckt war, dass wir uns darin spiegelten und das Gefühl hatten, neuerdings übers Wasser wandeln zu können. Am Auto wieder angekommen, hatte der Regen natürlich auch pünktlich wieder nachgelassen. So wurde noch schnell etwas gekocht, trockene Sachen angezogen und ab gings ins Bett. Duschen gab es leider nicht, aber Wasser hatte ich für diesen Abend erst einmal genug gehabt!